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Motivation ist alles – und manchmal nichts!

Das Erreichen unserer Ziele sowie das Angehen von Aufgaben und Projekten ist eng verbunden mit unserer Motivation. Doch was genau ist Motivation? Warum sind wir manches mal für Dinge motiviert, die uns unter anderen Umständen niemals gefallen würden? Und ist wirklich das Fleisch willig, wie es Jesus laut Matthäus zu Petrus sagte oder ist es viel mehr der Geist, dem wir heute unterstellen unmotiviert zu sein?

Du musst es nur wollen!

Vielen unter uns ist diese Aussage nicht unbekannt. Gleichzeitig weiß nahezu jeder: Es gibt Situationen, da können wir es gedanklich noch so wollen, die Umsetzung gelingt uns dennoch nicht. Das beginnt mit kleinen Vorsätzen wie jeden Tag spazieren gehen, über „in einer Woche höre ich auf zu rauchen“ bis hin zu „mein Arbeitsplatz wird jeden Abend sauber verlassen“… Jeder kennt diese Situationen. Doch wie kommt es dann, dass sich gefühlt der Schalter doch umlegt und wir plötzlich motiviert sind Dinge anzugehen, du wir bis dato nur vor uns hergeschoben haben?

Unser Motivationssystem ist eng verbunden mit unserem körpereigenen Belohnungssystem. Wie wir in unserem letzten Artikel geschrieben haben strebt das menschliche System immer wieder danach es zu aktivieren. In dem Fall werden dann Neurotransmitter und Hormone ausgeschüttet, die der Körper als wohltuend empfindet. Genau aus diesem Grund werden wir Menschen ein stückweit auch unbewusst von diesem Belohnungssystem gelenkt.

Movere – bewegen, aber wohin?

Das System ist im wahrsten Sinne des Wortes ein aufeinander eingespieltes System, und zwar von Kopf bis Fuß. Das heißt wiederum auch, wenn es für uns keinen Mehrwert hat, eine Aufgabe zu erfüllen, dann ist es auch schwierig, sich für die Erledigung zu motivieren. Die Lateiner unter uns wissen, das Wort Motivation kommt vom lateinischen „movere“ und wird übersetzt mit „bewegen“. Die Frage, die unser System jedoch immer wieder für sich klärt, ist: Wohin bewege ich mich? Kurz gefasst fragt sich das System immer, was ist sinnvoller bei einer Aufgabe: das Bewegen „hin“ zum Ziel oder aber doch lieber „weg“ davon. Also das Lösen einer Aufgabe oder das Verdrängen, Aussitzen und Aushalten.

Denn das Motivationssystem möchte einen Sinn sehen. Es erwartet eine Form von Belohnung. Natürlich agieren wir im Alltag zigmal am Tag, ohne dass wir direkt eine Belohnung erhalten. Indirekt jedoch macht unser Handeln doch wieder Sinn. Glauben Sie nicht? Nun, wir schieben unangenehme Aufgaben so lange vor uns her, bis die Konsequenzen des Nicht-Erledigens negativer empfunden werden als das Erledigen dieser Aufgabe. Menschen gelingt es nicht, auf ihre Gesundheit zu achten, bis sie die negativen Folgen vor Augen haben oder sogar spüren. Und nicht wenige Menschen kennen sogar Situationen, in denen sie beispielsweise statt zu lernen sogar lieber Dinge erledigen wie putzen. Eine Aufgabe, die sie sonst nicht präferieren.

Motiv -> A(k)tion

Am einfachsten, sich zu motivieren, ist es also, wenn wir den Mehrwert einer Aufgabe erkennen. Das kann sein, dass wir aus Pflichtbewusstsein unsere Arbeit ausführen, weil wir ansonsten ein schlechtes Gewissen haben. Es kann auch sein, dass wir im Unternehmen stets die Kaffeeküche oder den Besprechungsraum aufräumen, weil es für uns selbstverständlich ist oder weil wir wissen, dass es ja sonst keiner macht. Der Mehrwert kann in Lob und Anerkennung durch das Team oder der Führungskraft liegen, in der finanziellen Entlohnung oder im eigenen Bewusstsein, etwas Großartiges geleistet zu haben. 

Erkennen wir bewusst einen Sinn, erwarten wir Belohnung, und haben wir ein konkretes Ziel, so schüttet unser Körper Neurotransmitter und Hormone aus, die uns handeln lassen.

Wir können also zusammenfassen: Wenn wir ein Motiv haben, dann bekommen unser Gehirn, unsere Muskeln, ja das gesamte System die notwendigen Neurotransmitter, Endorphine und Hormone – den richtigen Kraftstoff –, um auch ins Handeln zu kommen. Deswegen auch das kryptische Wort Motiv-Aktion. Wir trennen das Wort, schenken dem zweiten Teil ein „k“ und schon haben wir eine wunderbare Wortkreation, die den Ablauf von Motivation kurz und knapp beschreibt.

Übrigens funktioniert das Belohnungssystem nicht bei jedem Menschen gleich. Denn einige Menschen unter uns brauchen Aufmerksamkeit von außen, also von anderen Menschen. Ihr Motiv ist es, gesehen und damit auch anerkannt zu werden. Andere wiederum streben nach Ergebnissen und Effizienz, während wieder andere ihre Motivation daraus ziehen, für andere Menschen Gutes tun zu können. Dennoch haben wir Menschen alle etwas gemeinsam: individuelle Stärken – die jedoch sehr unterschiedlich ausgeprägt sind. Und die eng verbunden sind mit unserem Motivationssystem bzw. dem Belohnungssystem.

Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude

Und schon haben wir eine Verbindung zwischen dem Motivations- und dem Belohnungssystem. Leider gibt es immer wieder Literatur, die behauptet, das sei das Gleiche. Das ist schlichtweg Schmarrn und neurobiologisch gut zu differenzieren. Denn wie bereits der Volksmund weiß, ist „Vorfreude die schönste bzw. größte Freude“. Tatsächlich empfinden wir Menschen die Neurotransmitter und Hormone, die im Vorfeld eines Termins, einer Aufgabe oder eines Projekts ausgeschüttet werden, als enorm stimulierend und eben motivierend. Wir freuen uns euphorisch auf den Tag des Fests, zählen sehnsüchtig die Tage und Stunden bis zum Urlaub und können es nicht erwarten, die positiven Ergebnisse des Projekts zu präsentieren. Dann kommt das Ereignis, es vergeht meist sehr schnell und im Nachgang fragen wir uns manchmal, wo war jetzt das erwartete „Hochgefühl“? Die Belohnung bleibt aus.

Tatsächlich führt das Erreichen eines Ziels bei vielen Menschen im Körper nicht zu dem Glücksmoment, den wir erwartet haben. Denn beim Erreichen des Ziels werden andere Neurotransmitter ausgeschüttet, die uns durchaus auch ruhiger und zufriedener werden lassen. Allerdings sind sie nicht mit einem Feuerwerk von glücklich machenden Botenstoffen verbunden. Und nicht selten fragen sich Menschen hinterher: Wo war jetzt der Urlaub? Kaum zu glauben, dass das Fest schon vorbei ist. Wo war jetzt das Highlight?.

Bad is stronger than good

Wer mit uns arbeitet oder schon mal Kontakt hatte, der weiß: Wir lieben und leben Stärken. Denn diese sind eng mit unserer Motivation verbunden. Erwarten wir gute Ergebnisse oder auch eine Aufgabe, von der wir genau wissen, dass sie uns liegt, sind wir motiviert, sie zu erledigen. Erwarten wir jedoch, dass diese Aufgabe extrem anstrengend, herausfordernd und unangenehm wird, spiegelt sich das wiederum auch in unserem Körper wider. Und zwar auf verschiedenen Wegen.

Zum einen könnte es sein, dass die Aufgabe noch nicht zeitkritisch ist, daher schieben wir sie noch vor uns her. In dem Fall scheint uns das Erledigen negativer als das Verschieben (über die Folgen und den darauffolgenden Energieverlust sprechen wir ein anderes Mal).

Zum anderen kosten uns Aufgaben, die nicht unseren Hauptstärken entsprechen, sehr viel Energie. Häufig werten wir in diesem Punkt auch unsere eigenen Fertigkeiten à la: Das kann ich eh nicht. Bei genauerem Betrachten stellen wir jedoch fest, dass wir der Aufgabe durchaus gewachsen sind, sie bereitet uns jedoch nicht so viel Freude, weil sie beispielsweise nicht unseren Hauptstärken entspricht. Wenn wir erwarten, dass das Erledigen anstrengend ist, reserviert unser Körper eine extra Portion Glucose. Das wiederum führt dazu, dass wir am Ende das Erledigen auch als wesentlich anstrengender empfinden, weil wir ja mehr Energie verbraucht haben. Negative Erwartungen haben also wesentlich negativere Auswirkungen auf unser Handeln und Wirken. Hinzu kommt dann häufig noch Frust. Und Frust ist mitunter eine Art von Stress. Und der löst in unserem System Funktionsketten aus, die immer Vorfahrt haben. Aber dazu mehr im nächsten Artikel.

In der Zwischenzeit stellen wir unsere alt bekannte Frage in den Raum: Kennen Sie schon in Ihren Stärken? Wir möchten unsere nicht mehr missen 🙂