Stärkeprofil

Das Fleisch ist willig, aber der Geist? (Matthäus 26, 41)

Die Erreichung unserer Ziele sowie das Angehen von Aufgaben und Projekten ist eng verbunden mit unserer Motivation. Doch was genau ist Motivation? Warum sind wir manches mal für Dinge motiviert, die uns unter anderen Umständen niemals gefallen würden? Und ist wirklich das Fleisch willig, wie es Jesus laut Matthäus zu Petrus sagte oder ist es viel mehr der Geist, dem wir heute unterstellen unmotiviert zu sein?

Du musst es nur wollen!
Vielen unter uns ist diese Aussage nicht unbekannt. Gleichzeitig weiß nahezu jeder: Es gibt Situationen, da können wir es gedanklich noch so wollen, die Umsetzung gelingt uns dennoch nicht. Das beginnt mit kleinen Vorsätzen wie jeden Tag spazieren gehen, über „in einer Woche höre ich auf zu rauchen“ bis hin zu „mein Arbeitsplatz wird jeden Abend sauber verlassen“… Jeder kennt diese Situationen. Doch wie kommt es dann, dass sich gefühlt der Schalter doch umlegt und wir plötzlich motiviert sind Dinge anzugehen, du wir bis dato nur vor uns hergeschoben haben?

Unser Motivationssystem ist eng verbunden mit unserem körpereigenen Belohnungssystem. Wie wir in unserem letzten Artikel (evtl. verlinken) geschrieben haben strebt das menschliche System immer wieder danach es zu aktivieren. In dem Fall werden dann Neurotransmitter und Hormone ausgeschüttet, die der Körper als wohltuend empfindet. Genau aus diesem Grund werden wir Menschen ein stückweit auch unbewusst von diesem Belohnungssystem gelenkt.

Hinzu oder weg von?
Manchen Mitarbeitenden in Ihrem Unternehmen liegt es, sich vorne hinzustellen und vor großem Auditorium die Ergebnisse des Quartals zu präsentieren. Andere fuchsen sich im Stillen in eine verzwickte Aufgabenstellung und man wundert sich, mit wie viel Ausdauer sie nach einer Lösung suchen. Wir alle hatten schon mit KollegInnen zu tun, die nie um ein Gesprächsthema verlegen und der Mittelpunkt eines jeden Team-Events sind. Bei anderen bewundern wir die Aufmerksamkeit und Umsicht, mit der sie ihren Mitmenschen begegnen und sich unermüdlich kümmern.

Sie alle – wir alle – haben etwas gemeinsam: individuelle Stärken. Und die sind ganz eng verbunden mit unserem Belohnungssystem. Denn wenn wir Dinge tun, die uns besonders liegen, aktiviert das die Belohnungshormone Dopamin und Serotonin. Und genau aus diesem Grund fallen uns diese Aufgaben leicht und kosten uns wenig Energie. Wir erledigen sie mit links und sind dabei auch noch zufrieden.

Bekomme ich jedoch keine Bestätigung und gibt es keine Aktivierung meines körpereigenen Belohnungssystems, so entsteht Frust. Und Frust ist mitunter auch eine Art von Stress. Leider gilt in unserem Körper: „Bad ist stronger than good.“ Wir brauchen also kontinuierliche und sich immer wieder verändernde Belohnungen, um unser mesocorticolimbisches System zu aktivieren.

Vermeidung als Frustbewältigung
Bleibt die Aktivierung aus oder arbeiten wir sogar völlig umsonst und bekommen keine Anerkennung, so entsteht nicht nur Frust, sondern unser System wird über kurz oder lang sogar versuchen, diese Situation zu meiden. Im Falle von Mitarbeitenden erleben wir, dass sie Führungskräfte verlassen, Arbeitgebende wechseln oder aber zumindest nur noch Betriebsstatisten statt Highperformer sind.

Selbst wenn es nicht so weit kommt: Das Teamgefüge wird brüchig, die Zusammenarbeit leidet, von einem „Gemeinsam sind wir stark“ kann nicht mehr die Rede sein.

Aus diesem Grund ist es unabdingbar, dass wir Menschen in unseren Stärken arbeiten. Es ist wichtig, dass Sie Ihre Mitarbeitenden stärkeorientiert (zusammen)führen, mit ihnen in ihrer „Sprache“ sprechen und auch für die unterschiedlichen Stärken im Team Verständnis haben. Denn dann aktivieren wir nicht nur das körpereigene Belohnungssystem, sondern wir erleben die Ausschüttung auch spürbar. Um nicht zu sagen: Wir haben spürbaren Erfolg.

Dann muss das System halt anderweitig befriedigt werden
Wenn unser Belohnungssystem dauerhaft inaktiv ist, suchen wir uns instinktiv Ersatzbefriedigung. Das ist ein lösungsorientierter Gedanke, der jedoch für viele von uns nicht unbedingt gesund ist. Tatsächlich gibt es zahlreiche Ersatzstoffe, die offensichtlich ähnlich wirken im Körper wie beispielsweise Serotonin. Die einen versuchen es mit Alkohol, weil der angeblich so schön entspannt und dann den Stress sowie die Sorgen betäubt. Die andere belohnt sich mit Nikotin oder auch Essen. Kurzkettige Kohlenhydrate und Zucker sorgen für einen Anstieg des Blutzuckerspiegels und liefern dem Körper ebenfalls Energie.

Meist wurden diese Ersatzstoffe vom limbischen System auch als positiv gespeichert und alleine die Vorfreude auf das Essen oder den Alkohol sorgt schon wieder dafür, dass der opaminspiegel im Blut ansteigt. Und das limbische System generiert ein Verlangen und möchte natürlich, dass dieses gestillt wird. Die Belohnungserwartung ist somit getriggert. Leider ist dann das Gefühl der Belohnung beim Erreichen des Ziels, also dem ersten Schluck des Getränks oder auch der erste Bissen des Snacks, nicht so „befriedigend“, dass unser Belohnungssystem langfristig gestillt ist. Daher gibt es immer wieder Probleme mit dem richtigen Maß und der Erwartungskreislauf beginnt von vorne. Einzige Ausnahme, uns gelingt der Ausgleich zwischen Energie und Belohnung bzw. Zufriedenheit und nehmen es war.

Und was ist mit den Ratten?
Wenn wir in unseren Stärken arbeiten und unser Belohnungssystem ausreichend aktiviert wird, macht die Arbeit viel mehr Spaß, brennen wir nicht aus, können wir uns im Team und individuell weiterentwickeln … sind wir nie erschöpft?

In diesem letzten Punkt müssen wir Sie leider enttäuschen. Es ist ein Mythos, dass man Energie aus dem „Highperforming“ zieht. Im Gegenteil! Die Wirkung von Dopamin und Serotonin ist zwar belohnend. Allerdings ist sie auch hochgradig ermüdend. Wenn wir permanent höchste Leistung bringen, geht es uns wie den Ratten: Wir verausgaben uns bis zur völligen Erschöpfung. Vielleicht ist es Ihnen selbst schon einmal so gegangen, dass Sie am erfolgreichen Ende eines schwierigen oder langen Projektes zwar völlig euphorisch, aber eben auch ausgepowert sind.

Machen Belohnung und Erfolg also unglücklich? Nein, natürlich nicht! Aber wie bei allem im Leben braucht es auch im Arbeiten mit den Stärken eine gute Balance. Und wenn uns dann gelingt, unsere Stärken bewusst zu managen, dann haben wir spürbaren Erfolg!

Kennen Sie schon in Ihren Stärken? Wir möchten unsere nicht mehr missen 🙂