Stärkeprofil

Voll gestresst? Nicht, wenn du deine Stärken richtig nutzt!

Die letzten beiden Jahre haben die meisten von uns auf die Probe gestellt – in vielerlei Hinsicht und mit Sicherheit in Punkto Stress. Und viele meiner Kunden, egal ob Klienten im Einzelcoaching oder Teams, blicken eher sorgenvoll auf das kommende Jahr 2022.

Sorgen erzeugen Stress und den erleben wir ohnehin verstärkt, wie die aktuelle TK-Stressstudie 2021 „Entspann dich, Deutschland!“ zeigt: 64% der Deutschen geben an, dass sie gestresst sind, fast die Hälfte der Befragten (47%) sagt, dass der Stress seit Beginn der Pandemie zugenommen hat. Und Stressfaktor Nummer 1 sind nach wie vor die Anforderungen im Job.[1]

Wissen, wer man ist, steht am Anfang 

Wenn es darum geht, Stress nachhaltig zu meistern, ist das Wissen um die eigenen Bedürfnisse, Stärken und Schwächen sowie typische Verhaltensmuster − vor allem unter Druck und Stress − entscheidend. Umso besser man sich selbst kennt und versteht, umso größer wird der Entscheidungsspielraum, wie man sich bei Stress verhalten will. Ohne dieses Wissen verfallen wir schnell in alte Muster oder hinderliche Stress-Automatismen, selbst wenn die Absichten noch so gut oder vernünftig sind. Wie oft regt man sich im Arbeitsalltag mächtig auf, obwohl man am Morgen noch gedacht hat: „Ich bin die Ruhe selbst“? Das haben wir unserem überaus störungsanfälligen Geist zu verdanken.

Raus aus der Stressfalle

Kein Wunder also, dass viele von uns sorgenvoll in die Zukunft blicken. Wie kann man da der Stressfalle entkommen? Denn, dass zu viel und dauerhafter Stress ungesund sind, ist mittlerweile im Alltagswissen angekommen. Wie man besser mit dem so erlebten Stress umgeht, noch nicht wirklich. Gut erforscht ist das Thema Resilienz: Weniger Stress erlebt, wer Wege kennt, sich selbst zu helfen und wer immer wieder einen zuversichtlichen Blickwinkel einnimmt. Resilienz wird in der Psychologie auch manchmal „seelische Widerstandskraft“ genannt.

Resiliente Menschen reagieren offener und flexibler, da sie über ein größeres Repertoire an Verhaltensweisen verfügen, um auf Druck und Stress zu reagieren. Auch agieren sie lösungsorientierter und eher im Team. Und das ist gerade für die zitierte VUCA-Welt von herausragender Bedeutung – denn für die aktuellen Herausforderungen braucht es Teamarbeit und Kooperation. Gleichzeitig ist das persönliche Netzwerk auch einer der Faktoren, die bestimmen, wie resilient man ist. Und wie beim Netzwerken gilt: Resilienz ist eine Fähigkeit, die man lernen, ausbauen und trainieren kann.

Dauer-Veränderung ist das neue Normal

Die Erfahrung der letzten beiden Jahre zeigt, dass die Umgebung, in der wir uns bewegen, immer dynamischer wird, digitaler, globaler, weniger planbar als früher. Veränderung ist das neue Normal und das in einer rasanten Geschwindigkeit. Wir leben mitten in der VUCA-Welt, einer Welt die gekennzeichnet ist durch Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit (ambiguity). Nun, diese Dauer-Unsicherheit ist „Gift“ für unser Gehirn und erzeugt neuen Stress.

Die eigene Anti-Stress-Routine entwickeln

Unserem Geist verdanken wir allerdings auch, dass wir jederzeit dazu lernen können und eben auch zu jedem Zeitpunkt des Lebens resiliente Fähigkeiten aufbauen können, ganz unabhängig von der bisherigen Erfahrung oder genetischen Veranlagung. Ein gutes Selbstmanagement hilft, sich schädlicher Verhaltensmuster bewusst zu werden, sich davon Schritt für Schritt zu trennen und neue, förderliche Routinen aufzubauen und zu trainieren. Dabei bewusst auf gute Eigenschaften und Stärken zu fokussieren, hilft, die eigenen Potenziale und Möglichkeiten wachzurufen weiterzuentwickeln.

Wer sich selbst noch nicht so richtig auf die Spur gekommen ist, für den bietet das 8S Stärkeprofil® einen knackigen Einstieg in die Arbeit mit den eigenen Stärken und Bedürfnisse und auch Stressoren. Eine schnelle Analyse bietet einen umfassenden Blick auf die individuell veranlagten Stärken, 8 Stück an der Zahl. Dabei gibt es kein gut oder schlecht, sondern Orientierung über das, was uns antreibt und motiviert. Und eben auch die Möglichkeit zu erkennen, was richtig Energie kostet und stresst. Dieses Wissen ist ein entscheidender Baustein, um die eigene Anti-Stress-Routine zu entwickeln.

Es darf einfach sein – und typgerecht!

Erstens: Ein bewährtes und einfaches Rezept für die eigene Anti-Stress-Routine lautet „Stressoren vermeiden, Stärken fokussieren“ und zwar abgestimmt auf den persönlichen Typ: Die persönlichen Stressoren gilt es zu vermeiden, so gut es geht, oder zumindest sie möglichst gering zu halten. In sehr stressigen Phasen meide ich beispielsweise alles, was mit Kontrolle und Korrektur zu tun hat, weil das die Aufgaben sind, die mich persönlich eher nerven. Und wenn sich Stressoren gar nicht vermeiden lassen, dann ist es wichtig, hinterher wieder aufzutanken und Energie zu schöpfen. Jemand, der beispielsweise eher introvertiert ist und Energie aus Ruhe schöpft, sollte darauf achten, auch ausreichend Ruhezeiten für sich zu nehmen. Umgekehrt, jemand der eher auftankt, wenn er unter Menschen ist, sollte nach einem stressigen Meeting eine Auszeit unter Menschen einplanen, die ihn beflügeln oder inspirieren.

Zweiter Schritt ist der Fokus auf die Dinge, die einem wirklich liegen, sprich die eigenen Stärken möglichst nutzen. Dann kommt Stress meist erst gar nicht auf, bzw. man erschöpft selbst bei hoher Arbeitslast nicht, weil man einfach im „Flow“ ist. Auch wenn es für andere paradox klingt, ich bin in Hochphasen gern konzeptionell unterwegs, einfach weil es mir Spaß macht und ich schnell Ergebnisse sehe. Das klingt nach einem Albtraum für jemanden, der Ruhe braucht, um kreativ zu sein. Wichtig ist, dass man sich gut kennt und entsprechend darauf aufbaut.

Zusätzlich kann man eigenen Stärken nutzen, um persönliche Schlüssel-Strategien in Punkto Resilienz zu entwickeln. Jemand, der beispielsweise sehr gerne netzwerkt, wird hier seine Stärke ausspielen können und ein noch stärkeres Netzwerk aufbauen. Jemandem, der sehr zielorientiert ist, empfehle ich den Fokus auf klare Ziele zu setzen und daraus Sinn zu schöpfen. Auch das ist einer der Resilienz-Bausteine. Menschen, die gern analysieren können, ihre Strategie auf der Kausalanalyse aufbauen und genau analysieren, wo sie in punkto Selbstwirksamkeit ansetzen können.

Je nach Typ und persönlichem Kontext findet sich so der Einstieg in die eigene Resilienz und der richtige Ansatzpunkt für eine funktionierende Anti-Stress-Strategie – denn Rezepte von der Stange funktionieren oft nicht, stärkeorientierte Konzepte schon!


Autorin: Christina Binsmaier



[1] https://www.tk.de/presse/themen/praevention/gesundheitsstudien/tk-stressstudie-2021-2116602